Montag, 29. Januar 2007

Hexen in Wien und Umgebung

HEXEN IN WIEN UND UMGEBUNG

In Österreich gab es nicht so viele Hexeverfolgungen wie im angrenzenden Deutschland.
Im Raum Wien sind über all diese Jahrhunderte der Hexenverfolgung nur vereinzelte Fälle bekannt.

Hier ein Auszug aus Soldan und Heppe "Geschichte der Hexenprozesse"

Im Jahr 1498, am 21. Oktober, wurden zwei "Alraunen", Zauberwurzeln, die unter dem Galgen wuchsen, namens Catzett und Sigl verurteilt und hingerichtet, obwohl der Henker sie, wahrscheinlich ihre Rache fürchtend, "nicht hatte richten wollen". Man hat daher den Scharfrichter von Krems herholen müssen, dem - und das ist ebenfalls zu beachten - nach geschehener Exekution "das Schwert neu gefasst und zugerichtet" wurde.
Dieses ist der einzige aktenmäßig feststehende Wiener Fall im fünfzehnten Jahrhundert.

Aus dem Jahr 1499 wird von einer "Alraune" zu Wien berichtet, der Landeshauptmann und Bürgermeister mit 24 Gewappneten auf dem Lande nachgestellt hatten. Man will zwar nicht die "Alraune", aber ihren Gefährten bei Dürnkrut gefaßt haben. Er soll mit dem Schwerte hingerichtet und verbrannt worden sein.

Auch um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts treten in Österreich nur wenige Fälle von Hinrichtungen hervor. Großes Aufsehen erregte die 1540 an Barbara Pachlerin, die auf den Hexenstein im Trioler Sarntal ihr höllisches Unwesen getrieben, vollzogene Exekution. Sie wurde durch den Henker von Meran zu Asche verbrannt.

Der nächste Fall, dessen Akten noch vorhanden sind, gehört dem Jahr 1582 an. Es betraf ein sechzehnjähriges Mädchen, Anna Schlutterbauer aus Mank in Oberösterreich, und deren Großmutter, die siebzigjährige Elisabeth Plainacherin. Das junge Mädchen litt an Krämpfen und galt als besessen, weshalb es auf kaserlichen und bischöflichen Befehl exorziert werden sollte.
Die Jesuiten, denen man diese ehrenvolle Operation zuwies, breiteten sich asbald durch Fasten, Geißelung und andere vom Teufel verhasste Werke auf ihr schwieriges Vorhaben vor. Doch war der Kampf der frommen Väter mit dem hartnäckigen und verschmitzen Satan nicht leicht. Es dauerte (zuerst in St. Pölten begonnen, dann in Mariazell und schließlich in der Barbarakirche auf dem alten Fleischmarkt zu Wien fortgesetzt) geraume Zeit.
Endlich aber ( am 14. August 1583) gewannen die Patres doch die Oberhand, indem sie nicht weniger als 12652 lebende Teufel aus dem Leibe des Mädchens austrieben.
Das Mädchen wollte gesehen haben, wie seine Base die Teufel als Fliegen in Gläsern bewahrte, mit dem Teufel umging, ihr einen Apfel geschenkt hatte, indem der Teufel als Wurm hauste, usw.
Die Greisin wurde nach den Beteuerungen ihrer Unschuld erst mit 2 dann mit 3 Steingewichten auf der Leiter gestreckt, und schließlich bekannte sie nicht nur alles, sondern noch viel mehr als man haben wollte.
Vergeblich hatte der Stadtrichter Adam Altensteig anfänglich beantragt, die Greisin als eine altersschwache Person in einem Versorgungshaus unterzubringen. Er musste sie schließlich verurteilen, worauf sie zum Richtplatz auf zwei Brettern, die mit Stricken an einem Pferdeschwanz gebunden waren, geschleift und dort verbrannt wurde.

Aus dem Jahr 1588 wird berichtet, daß man in Wr. Neustadt zwei Zauberinnen und einen Zauberer, die Ungeziefer machten, gefangen hatte. in Inquisitor wurde verschrieben, der auch nach Wien kam.
Aber am Tage seiner Ankunft wurde er im Bett tot aufgefunden.

Der Hexenprozess war zwar imer noch nicht recht im Gange, aber die Folter tat schon ihre Dienste.

In den Jahren 1601 und 1603 waren zwei arme Weiber als angebliche Hexen im Kriminalhause in der Himmelpfortgasse zu Wien in Haft. Eine von ihnen machte ihren Leiden ein Ende, indem sie sich in den Brunnen des Gefängnisses stürzte. Die andere unterlag den Qualen der Folter. Ihre Leiche wurde auf die Gänsewiese am Erdberg geschleift und dort verbrannt. Die Leiche der ersteren dagegen wurde in ein Faß gepackt udn dieses in die Donau geworfen, damit sie fern von Wien verwese.

Zu den späteren Hexenprozessen in der Nähe von Wien sind die Hainburger von 1617 und 1618 zu erwähnen. In der "Wahrhafftige newe Zeitung" Wien, bei Gregor Gelhaar, 1618, sollen dort bei 80 zauberische Weiber verbrannt worden sein und eine viel größere Zahl liege noch in den Gefängnissen.
Zu den Bekenntnissen der Hingerichteten gehörte, daß sie 45 Scheffel voll Flöhe in Wien hineingezaubert hätten.
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Kotopulo - 30. Jan, 14:24

Phuuuu ...

... bin ich froh dass wir im "aufgeklärten" 21. Jhdt leben ...

Danke für diese Zusammenfassung ... habs mit grossem Interesse gelesen und jetzt die Möglichkeit ins Detail zu gehen ...

Niwi - 30. Jan, 15:08

Ja, da hast Du recht!
Es ist seit dem Mittelalter und der Renaissance schon ein bisschen besser geworden. *zwinker*
Frauen dürfen wählen, etwas besitzen und sogar erben.
Zumindest in unseren Breiten.
Es gibt immer noch Länder auf dieser Welt des 21. Jhdts wo Frauen nichts, aber auch gar nichts wert sind.
Sie sind dort höchstens Gefäße, die den Samen der Männer aufnehmen und die Kinder gebären. Und nebenbei noch den Haushalt schupfen...

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