Mittelalter - Prozesse

Montag, 29. Januar 2007

Hexenprozesse

PROZESSE

Als Indiz für Hexerei konnte, wie gesagt, praktisch alles gelten. Jeder konnte angeklagt werden, niemand war seines Lebens sicher, weder Klerus, noch Adelige noch das einfache Volk.

Wenn ein Unwetter aufzog und zur gleiche Zeit wurde eine Frau am Feld bemerkt, war das ein sicheres Indiz für Hexerei. Hatte eine Bäuerin einen Strauch, der seltsame Wurzelformen hatte, konnte sie das auf den Scheiterhaufen bringen, wie es auch tatsächlich 1482 geschehen ist.
Es wurden sogar Frauen aus dem Grund hingerichtet, die einfach nur im Sommer öfters in den Wald Kräuter sammeln gingen. (in Plinzenberg bei Fulnek)
Kinder, die mit Taschentüchern spielten waren genauso verdächtig, als Frauen, die nach der Annahme der Hostie sich den Mund abwischten. Beides konnte tödlich sein.

Inquisitoren ließen sogar Gerüchte ausstreuen, um die Bevölkerung zu verängstigen und dann ließen sie sich holen. Menschen wurden verhaftet, gefoltert, gequält und zu Tode gebracht.
Ihnen wurde versprochen, wenn sie gestehen würden kämen sie frei. Dieses Versprechen unter der Folter veranlasste viele gequälte Menschen, allerlei Untaten zu gestehen. Da viele nicht wussten, was sie gestehen sollten, sagte es ihnen der Inquisitor vor. Dann wurde ihre Hoffnung frei zu kommen, bitter enttäuscht, sie wurden trotzdem auf den Scheiterhaufen gebracht.
Dieses falsche Versprechen war eine beliebte Methode, Menschen zu Geständnissen zu bringen.

Es gab aber auch milde Bestrafungen, Gnade und Freigang:
Milde Bestafung?
Im Jahr 1434 setzte man eine Frau, die milder zu bestrafen war, an einen Stock (bei der Pegnitz), setzten ihr eine bemalte Inful auf und zwickten ihr einen Teil der Zunge ab.

Über die christliche Gnade

Es gab auch Gnadenzettel für die zurm Scheiterhaufen verurteilten. Wenn man jetzt meint, man hat sich freikaufen können, hat man weit gefehlt.
Der GNADENZETTEL wandelte die Todesstrafe auf dem Scheiterhaufen in der Weise um, daß man mit dem Schwert gerichtet wurde.
Vorher wurde man aber noch mit glühenden Zangen gezwickt und die rechte Hand wurde abgehauen, bevor der Kopf abgeschlagen wurde. Der Körper wurde dann erst verbrannt.

Unschuldig! Endlich frei! ......Aber wie?
Was tat man, wenn jemand bloß nur verdächtig war?
Stuttgart, 12. Juni 1527
Der Vogt Fürderer überraschte die Witwe Margareta Lösin, die gerade vom Markt kam, mit einer Verhaftung.
Irgendjemand hatte vor 4 Jahren gesagt, daß sie eine Unholdin sei, mit dem Teufel Gemeinschaft gehabt hat und mit der Ofengabel sei sie über den Gartenzaun geritten.
Er ließ ihr die Haare abschneiden (bestimmt auch überall am Körper rasieren und absuchen) und ließ sie zur Folter führen.
Sie wurde aufgezogen und mit Ruten geschlagen. Dann wurden ihre Beine mit in Pech getauchten Lappen verbrannt.
Um ihren Kopf herum zog man ein Seil immer enger zusammen.
Ihre Füße steckte man in Scheinsschuhe, das waren Schuhe, die man vorher auf einem Kohlenbecken röstete.
Dann wurde sie auf einen Stuhl gesetzt und mit glühenden Kohlen überschüttet.
Als sie immer noch nicht gestand, da warf man sie in einen Turm.
Der Turm hatte kein Dach und bot weder Schutz vor der Hitze der Sonne noch vor der Kälte im Winter.
Drei lange Jahre musste sie da drinnen schmachten, bevor sie freikam!
Sie durfte aber nicht nach Hause zurück, sie wurde aus dem Land getrieben.

Prozesse mit tödlichem Ausgang:
Viele Frauen starben schon während der Folter, dann hieß es: "....der Tyvel habe ihr den Hals umgedreht."
Erkrankte Frauen ließ man sogar aus dem Krankenhaus holen, wenn sie im Fieberwahn irgendwelche Sachen phantasierten.
Man scheute sich nicht, diese Frauen zu Tode zu foltern, so geschehen in Amsterdam 1564
Sogar vom Sterbebett weg wurden Frauen geholt, zum Richtplatz geschleift und mitsamt dem Bett verbrannt.

Das tote Kind
Frauen wurde vorgeworfen, Hexen zu sein und ein kurz zuvor gestorbenes und beerdigtes Kind wieder ausgegraben zu haben und für die Herstellung einer Hexensalbe verwendet zu haben.
Nach wiederholter Folter gaben die Frauen dies auch zu.
Der Ehemann einer Angeklagten veranlasste die Öffnung des Grabes unter vielen Zeugen, um zu beweisen, dass das Kind noch unversehrt im Grabe liegt. Das Kind lag auch noch unversehrt im Grab.
Mit der Begründung, dass dies ein Blendwerk des Teufels sei, nämlich dass das Kind noch unversehrt im Grab lag und alle Zeugen es sahen, verurteilte man alle Frauen zum Feuertod.

Familientragödien:

Genf, 18. Mai 1545
Der Scharfrichter erklärte, daß sein Arm ermattete und es Sachen gäbe, die die Kraft eines Mannes übersteigen. 34 Frauen wurden innerhalb kurzer Zeit durch das Schwert, Scheiterhaufen, Galgen und Vierteilung vom Leben zum Tod gebracht, darunter auch seine Mutter....

Thonon, 1565
Es gab das Vorurteil, daß Verwandte von wegen Hexerei Hingerichteten ein Fluch liege. Man hielt sie für fähig ähnliche "Verbrechen" zu verüben.
So heuerte ein junger Mann einen Mörder für seine Mutter an, nur um dem Fluch zu entkommen. Sie stand in Verdacht eine Hexe zu sein.

Das einträgliche Geschäft mit der Inquisition:
Die Inquisition war ein gutes Geschäft, man konnte das Hab und Gut der Verurteilten einziehen und die Erben auf die Straße setzen, sofern sie nicht ohnehin auch auf den Scheiterhaufen kamen.
Allein in dem kleinen Ort Thann im Elsass wurden 140 Menschen verbrannt. Die Nachlässe der Hingerichteten wurden konfiziert und teilweise für das 1622 eingeweihte Kapuzinerkloster verwendet.

In Fulda lebte ein Mann namens Balthasar Roß, er war ein Sadist übelster Art. Kaiser Rudolf II wies ihm im Jahr 1579 die Einkünfte des Amtes Bieberstein zum Unterhalt zu und ernannte ihn zum Zentgraf und Malezifmeister. Bald darauf begann im Land Fulda eine Hexenjagt, die in nur 3 Jahren (1602- 1605) 250 Menschen das Leben kostete und Baltharar Roß reich machte.
Er demütigte, vergewaltigte und folterte Frauen.
Er verhaftete selbst ohne Anzeige Bürger und ließ sie so lange quälen, bis sie irgendeine Tat gestanden. Dann konfiszierte er deren Vermögen. Für jedes Urteil mussten die Menschen beträchtliche Summen bezahlen. Roß hatte in 3 Jahren durch die 250 getöteten Menschen 5339 Gulden eingenommen.
Als sein Gönner Abt Balthasar starb, ließ sein Nachfolger eine Untersuchung einleiten.
Er kam selbst in Haft und wurde 1618 öffentlich enthauptet.
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Hexen in Wien und Umgebung

HEXEN IN WIEN UND UMGEBUNG

In Österreich gab es nicht so viele Hexeverfolgungen wie im angrenzenden Deutschland.
Im Raum Wien sind über all diese Jahrhunderte der Hexenverfolgung nur vereinzelte Fälle bekannt.

Hier ein Auszug aus Soldan und Heppe "Geschichte der Hexenprozesse"

Im Jahr 1498, am 21. Oktober, wurden zwei "Alraunen", Zauberwurzeln, die unter dem Galgen wuchsen, namens Catzett und Sigl verurteilt und hingerichtet, obwohl der Henker sie, wahrscheinlich ihre Rache fürchtend, "nicht hatte richten wollen". Man hat daher den Scharfrichter von Krems herholen müssen, dem - und das ist ebenfalls zu beachten - nach geschehener Exekution "das Schwert neu gefasst und zugerichtet" wurde.
Dieses ist der einzige aktenmäßig feststehende Wiener Fall im fünfzehnten Jahrhundert.

Aus dem Jahr 1499 wird von einer "Alraune" zu Wien berichtet, der Landeshauptmann und Bürgermeister mit 24 Gewappneten auf dem Lande nachgestellt hatten. Man will zwar nicht die "Alraune", aber ihren Gefährten bei Dürnkrut gefaßt haben. Er soll mit dem Schwerte hingerichtet und verbrannt worden sein.

Auch um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts treten in Österreich nur wenige Fälle von Hinrichtungen hervor. Großes Aufsehen erregte die 1540 an Barbara Pachlerin, die auf den Hexenstein im Trioler Sarntal ihr höllisches Unwesen getrieben, vollzogene Exekution. Sie wurde durch den Henker von Meran zu Asche verbrannt.

Der nächste Fall, dessen Akten noch vorhanden sind, gehört dem Jahr 1582 an. Es betraf ein sechzehnjähriges Mädchen, Anna Schlutterbauer aus Mank in Oberösterreich, und deren Großmutter, die siebzigjährige Elisabeth Plainacherin. Das junge Mädchen litt an Krämpfen und galt als besessen, weshalb es auf kaserlichen und bischöflichen Befehl exorziert werden sollte.
Die Jesuiten, denen man diese ehrenvolle Operation zuwies, breiteten sich asbald durch Fasten, Geißelung und andere vom Teufel verhasste Werke auf ihr schwieriges Vorhaben vor. Doch war der Kampf der frommen Väter mit dem hartnäckigen und verschmitzen Satan nicht leicht. Es dauerte (zuerst in St. Pölten begonnen, dann in Mariazell und schließlich in der Barbarakirche auf dem alten Fleischmarkt zu Wien fortgesetzt) geraume Zeit.
Endlich aber ( am 14. August 1583) gewannen die Patres doch die Oberhand, indem sie nicht weniger als 12652 lebende Teufel aus dem Leibe des Mädchens austrieben.
Das Mädchen wollte gesehen haben, wie seine Base die Teufel als Fliegen in Gläsern bewahrte, mit dem Teufel umging, ihr einen Apfel geschenkt hatte, indem der Teufel als Wurm hauste, usw.
Die Greisin wurde nach den Beteuerungen ihrer Unschuld erst mit 2 dann mit 3 Steingewichten auf der Leiter gestreckt, und schließlich bekannte sie nicht nur alles, sondern noch viel mehr als man haben wollte.
Vergeblich hatte der Stadtrichter Adam Altensteig anfänglich beantragt, die Greisin als eine altersschwache Person in einem Versorgungshaus unterzubringen. Er musste sie schließlich verurteilen, worauf sie zum Richtplatz auf zwei Brettern, die mit Stricken an einem Pferdeschwanz gebunden waren, geschleift und dort verbrannt wurde.

Aus dem Jahr 1588 wird berichtet, daß man in Wr. Neustadt zwei Zauberinnen und einen Zauberer, die Ungeziefer machten, gefangen hatte. in Inquisitor wurde verschrieben, der auch nach Wien kam.
Aber am Tage seiner Ankunft wurde er im Bett tot aufgefunden.

Der Hexenprozess war zwar imer noch nicht recht im Gange, aber die Folter tat schon ihre Dienste.

In den Jahren 1601 und 1603 waren zwei arme Weiber als angebliche Hexen im Kriminalhause in der Himmelpfortgasse zu Wien in Haft. Eine von ihnen machte ihren Leiden ein Ende, indem sie sich in den Brunnen des Gefängnisses stürzte. Die andere unterlag den Qualen der Folter. Ihre Leiche wurde auf die Gänsewiese am Erdberg geschleift und dort verbrannt. Die Leiche der ersteren dagegen wurde in ein Faß gepackt udn dieses in die Donau geworfen, damit sie fern von Wien verwese.

Zu den späteren Hexenprozessen in der Nähe von Wien sind die Hainburger von 1617 und 1618 zu erwähnen. In der "Wahrhafftige newe Zeitung" Wien, bei Gregor Gelhaar, 1618, sollen dort bei 80 zauberische Weiber verbrannt worden sein und eine viel größere Zahl liege noch in den Gefängnissen.
Zu den Bekenntnissen der Hingerichteten gehörte, daß sie 45 Scheffel voll Flöhe in Wien hineingezaubert hätten.
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Dienstag, 23. Januar 2007

Giordano Bruno 1548 - 1600

Das Leben des Giordano Bruno
giordano bruno

1548 wurde Philippo Bruno in Nola (nahe Neapel) Italien, geboren. Mit 15 wurde er Dominikanermönch, im Kloster nahm er den Ordensnamen Giordano Bruno an. Man nannte ihn auch nach seiner Heimatstadt "den Nolaner". Er erhielt 1572 die Priesterweihe und studierte Theologie. Doch er geriet bald in Konflikt mit der Klosterleitung, da er die christliche Heiligen- und Marienverehrung und die kirchlich eingeengte Lehre ablehnte. Seinen Kommilitonen riet er, sie sollten auch andere als die vorgegebenen Bücher lesen. 1576 musste er nach Rom reisen um sich dort wegen seiner Ansichten rechtzufertigen. Er wurde der Ketzerei verdächtigt. In seiner Abwesenheit fand man Bücher, die er vor der Abreise versteckt hatte, darunter waren Werke von Chrysostomos und Hieronymus mit Anmerkungen des Erasmus von Rotterdam und noch einige verbotene Bücher.

Seine Reise nach Rom wurde zur Flucht. Ein endgültiger Bruch mit dem Orden und der Kirche folgte. Giordano Bruno gab vorerst Privatvorlesungen, z.B. in Astronomie. Er führte ein unstetes Wanderleben und bereiste viele Länder Europas. Seine erste Station war Genf. In Genf herrschten die Calvinisten mit ähnlicher Strenge wie in seiner Heimat die Katholiken. Nach Problemen und Haft wegen einer philosophischen Streitschrift musste er Genf verlassen. Sein Weg führte ihn nach Toulouse, Paris, London, Wittenberg, Prag, Helmstedt, Frankfurt..... Fast überall übte er Lehrtätigkeit aus und verfasste mehrere Schriften.

Er bewarb sich um einen Lehrstuhl an der Universität Padua, den er jedoch nie erhielt.


Das Todesurteil

Vielleicht aus Heimweh kam Giordano Bruno 1592 einer Einladung nach Venedig nach, die von Giovanni Mocenigos ausgesprochen wurde. Der reiche Venezianer wollte sich von Giordano Bruno in Gedächtnislehre unterrichten lassen, war jedoch unzufrieden, da er auch eine Einführung in die Geheimnisse der Magie erhoffte.
Aus Enttäuschung denunzierte er ihn bei der Inquisition.

Giordano Bruno wurde im Mai 1592 verhaftet und 1593 nach Rom ins Gefängnis des heiligen Offiziums (Engelsburg) überstellt. Nach endlosen Verhören und grausamen Folterungen wurde er am 8. Februar 1600 zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Nach Verlesung des Urteils sagt Giordano Bruno zu den anwesenden Kardinälen: "Mit größerer Furcht verkündet ihr vielleicht das Urteil gegen mich, als ich es entgegennehme!" Giordano Bruno wurde am 17. Februar 1600 am Campo dei Fiori in Rom öffentlich verbrannt.

Ein Augenzeuge der Hinrichtung, Kaspar Schoppe, berichtet:

"Heute also ist er zum Scheiterhaufen oder Brandpfahl geführt worden. Als hier dem schon sterbenden das heilige Kruzifix vorgehalten wurde, wandte er mit verachtender Mine das Haupt. (anm: man hielt ihm an einem langem Stab das Kreuz hin, die Kirchenmänner wollten, daß er es küsste) Er sah bleich und blass aus, offenbar geschwächt von dem Blutverlust, den er durch die vergangenen Marterungen erlitten hatte. Seine Arme hingen wie leblos herunter. Man hatte sie aus den Gelenken gerissen, als man ihn über das Rad geflochten hatte. Nicht genug damit, die furchtbaren Marterwerkzeuge hatten an vielen Stellen das Fleisch bis auf die Knochen heruntergeschabt"

Giordano Bruno wurde die Zunge nur festgebunden, weil er schon sehr schwach war, normalerweise wurde den Opfern die Zunge herausgerissen, damit sie nicht das Wort an die Anwesenden richten können.


Reaktionen der Kirche

50 Kardinäle waren versammelt um den Festlichkeiten des Jubiläumsjahres der Kirche beizuwohnen, wobei die öffentliche Verbrennung des abtrünnigen Mönches einen wichtigen Bestandteil des "Festes" dastellte, als buntes Spektakel, als Demonstration der kirchlichen Macht und als Abschreckung.

Zwei Tage später las man in der römischen Zeitung "Avisi di Roma":

"Am Donnerstagmorgen wurde auf dem Campo dei fiori jener verbrecherische Dominikanermönch aus Nola lebendig verbrannt. Er war ein sehr hartnäckiger Ketzer, der nach seiner Laune verschiedene Dogmen gegen unseren Glauben ersonnen hatte, und zwar insbesondere gegen die heilige Jungfrau und die Heiligen. Dieser Bösewicht wollte in seiner Verstocktheit dafür sterben, und er sagte, er sterbe als Martyrer und er sterbe gern und seine Seele werde aus den Flammen zum Paradies emporschweben. Aber jetzt wird er erfahren, ob er die Wahrheit gesagt hat!"

Am 9. Juni 1889 wurde an der Stelle, wo Giordano Bruno verbrannt wurde, ein Denkmal enthüllt.
Die Kirche versuchte die Hinrichtung und ihre Beteiligung an seinem Tod abzustreiten, sie bezeichneten alle diesbezüglichen Dokumente als Fälschungen! Es gab schon zu viele Hinweise und Einträge in Chroniken, als das man diese vernachlässigen könne. Als dann auch kirchliche Dokumente auftauchten, musste die Kirche die historischen Tatsachen eingestehen.

Der Vatikan versuchte vergeblich das Denkmal zu verhindern bzw. es beseitigen zu lassen. Als dies nicht gelang, wurde einer der wichtigsten Unterzeichner des Todesurteiles gegen Giordano Bruno, nämlich Kardinal Bellarmin, 1930 heilig gesprochen! Sehr viele sehen darin eine hilflose Trotzreaktion von Seiten der Kirche. (Es war derselbe Bellarmin, der 11 Jahre später das Strafverfahren gegen Galilei einleitete.)

Giordano Bruno wurde übrigens bis heute nicht von der Kirche rehabilitiert.


Seine Gedankenwelt

Die Menschen dachten damals, die Sterne und Planeten sind an verschieden großen Kristallschalen angebracht und drehen sich mit den Schalen.

Die Lehre des Kopernikus, der behauptete, dass die Sonne das Zentrum unseres Planetensystems sei, hat schon zu viel Unruhe und Aufruhr in kirchlichen Kreisen geführt. Sein Werk landete für 150 Jahre auf dem Index.
Erst 1992 (!!!) anerkannte die Kirche, dass sich die Erde um die Sonne dreht.

Wie muss dann erst diese Behauptung von Giordano Bruno im 16. Jhdt. gewirkt haben:

"..Im Universum sind unzählige Globen wie der, auf dem wir leben und wachsen. ... Einem Körper von unendlicher Größe, wie das Universum, kann man kein Zentrum zuordnen... Demzufolge ist weder die Erde noch irgendeine andere Welt das Zentrum..."

Bei Giordano Bruno war unsere Sonne einer von vielen tausend Sternen, die nachts am Firmament standen. Sie könnten Planeten haben, so wie unsere Sonne auch. Diese Ansicht über die Welt war zu Brunos Zeit überaus kühn, um nicht zu sagen lebensgefährlich, denn es war ein krasser Widerspruch zur kirchlichen Lehre. Heute hat man schon einige Planeten anderer Sonnen entdeckt.

Giordano Bruno vertrat eine Einheits - Metaphysik, eine Lehre vom Zusammenwirken von Materie, Weltseele und universeller Vernunft. Er hatte die Vorstellung eines unendlichen Universums mit einer unendlichen Zahl von Sonnen und bewohnter Welten.
"...Das Universum ist ein einziges Kontinuum..."

"....trotzdem erscheint es unsinnig anzunehmen, irgendein Teil der Welt sei ohne Seele, ohne Leben, ohne Sinn und folglich unbelebt. Es ist ausgesprochen töricht zu glauben, es gäbe keine anderen Lebewesen, keine anderen Sinne, keine anderen Intelligenzen, als sie unseren Sinnesorganen erscheinen...."



Über die Magie


Giordano Bruno geht davon aus, das keine Seele ohne Körper sei, auch wenn wir diesen nicht sehen können, wie z.B. bei Engeln. Nichts im Universum sei ohne Seele, auch wenn im unserem Sinn nicht alles ein Lebewesen genannt wird.
Es gibt daher kein Vakuum in seiner Vorstellung des Universum, die unendliche Zahl der verschiedenen einzelnen Seelen breitet sich von ihrem Zentrum in die Unendlichkeit aus, ohne, daß sie sich gegenseitig behindern. Sie bildet ein Kontinuum mit der Weltseele, dem universalen Geist.
Jeder Körper ist beseelt, und jede Seele haftet an einem Körper. Dieses Netz von Beziehungen ermöglicht die praktische Magie, die durch die Beeinflussung der Seele auf die Materie einwirkt. Das wichtigste Organ der Wahrnehmung ist bei Giordano Bruno die Imagination, sie nimmt die äußeren Eindrücke auf und diese werden verarbeitet. Ein Magier verfeinert diese Wahrnehmung und durch das umfassende Wissen um die Zusammenhänge des Universums ist er in der Lage, Wirklichkeit zu schaffen.

Giordano Bruno war kein Magier oder Alchimist. Er interessierte sich philosophisch dafür und lehnte die Vorstellung ab, dass Magie ketzerisch oder dämonisch sein soll. Er sieht in dieser Wissenschaft die praktische Anwendung der Vorstellung von einem beseelten Universum. Alles ist mit allem verbunden, und der um diese Verbindung Wissende, der Magier, kann kreativ Wirklichkeit schaffen. Die Welt geht in das Bewusstsein, bzw. das Bewusstsein in die Welt. Es existiert ein Austausch, eine Kommunikation mit der Welt.
Er definiert den Magier als "einen weisen Menschen, der mit der Kraft zu handeln ausgestattet ist". Magie ist für ihn eine bewusst hervorgerufene Beeinflussung, und damit die Beeinflussung eines Individuums und seiner Imagination.
giordano bruno

Text by Niwi


Quellen:
Webseiten von Andrea Heil, Ursula Homann, Sabine Fröhlich
Biografie G. Bruno von Jochen Kirchhoff
Biografie G. Bruno von Richard Blum
6979 mal gelesen

Montag, 22. Januar 2007

Der Prozess der Katharina Kepler

Es gab Zeiten, da wurde man sehr schnell der Hexerei verdächtigt, es genügte ein Nachbarschaftsstreit oder ein unglücklicher Zufall.
Wenn es dann auch noch zur Anklage kam, gab es meist kein Entkommen mehr.
Auch die Mutter des berühmten Astronomen und Mathematikers Johannes Kepler wurde um 1615 der Hexerei verdächtigt.

Katharina Kepler hatte ihren Ehemann in den Kriegswirren der damaligen Zeit verloren und sie musste ihre acht Kinder durchbringen und ihren Lebensunterhalt bestreiten.
Johannes Kepler, ihren Lieblingssohn, der Astronom und Mathematiker wurde, verschlug es nach Österreich.
Sein jüngerer Bruder Heinrich zog wie sein Vater in den Krieg.
Einige Geschwister blieben in der Heimat, wie z.B. der noch jüngere Bruder Christoph, er wurde Zinngiesser in Leonberg.

Eines Tages kehrte Heinrich aus dem Krieg heim und verlangte von der Mutter Geld und beste Bewirtung. Sie schimpfte ihn aus, daraufhin soll er sie in dem Städchen Leonberg, wo sie wohnten, als Hexe verschrien haben.
Eine schwerwiegende Anklage in dieser Zeit! Er hätte wissen müssen, was er da in Gang brachte. Jedenfalls erlebte er die Auswirkungen nicht mehr, denn er verstarb noch im selben Jahr 1615.



Wie der Stein ins Rollen kam


Christoph der Zinngiesser von Leonberg hatte eines Tages Streit mit des Glasers Gattin Ursula Rheinbold. Beim hitzigen Wortwechsel warf er ihr einen liederlichen Lebenswandel vor.
Deren Mutter ging zu seiner Mutter Katharina Kepler um sich zu beschweren. Anstatt daß sie ihren Sohn zurechtwies oder die Rheinboldin irgendwie versuchte zu beruhigen, meinte sie, daß ihr Sohn mit seiner Behauptung ja recht habe.
Die beiden Frauen kannten sich seit Jahren und die Tochter der Rheinboldin war schon mehrere Male bei der Prostitution erwischt worden.
Aus Rache behauptete nun die Rheinboldin, sie hätte einmal bei Katharina Kepler einen verhexten Trank bekommen, denn nachhher wurde ihr elend.
Es entstand ein regelrechter "Psycho-Krieg" zwischen den beiden Familien, jede redete übelst über die andere. Das zog sich über eine lang Zeit hin und verhärtete die Fronten der beiden feindlichen Familien....und der Streit zog immer weitere Kreise.

Die Rheinboldin nützte den Umstand, daß Katharinas eigener Sohn sie als Hexe bezichtigt hat und baute diesen Vorwurf noch weiter aus.
Die Bewohner der Stadt waren ohnehin auf Hexereianschuldigungen sehr hellhörig geworden, denn immerhin wurden zur Jahreswende 1615/1616 in Leonberg sechs Frauen als Hexen hingerichtet!



Die Intrigenküche brodelt


Der Bruder der Rheinboldin war Urban Kräutlin, der Hofbarbier. In einer solchen Stellung kam er natürlich viel herum und war auch mit dem Vogt Luther Einhorn bekannt.
Anlässlich einer Jagd gab es ein Abendessen in Leonberg, wo hohe Herren und Damen der Umgebung anwesend waren. Im angetrunkenen Zustand kam der Vogt durch den Hofbarbier auf die Idee, die Katharina Kepler aus dem Haus zu holen und herbringen zu lassen.
Der Hofbarbier beschimpfte sie heftig, zog seinen Säbel und bedrohte sie damit, sie solle doch endlich zugeben, daß sie eine Hexe sei. Und sie solle sofort seine Schwester gesund machen.
Trotz dieses bedrohenden Verhaltens schritt der Vogt nicht ein, schliesslich wollte er sie ja am Scheiterhaufen sehen. Es hätte eine Falle für Katharina Kepler sein sollen.
Sie sagte jedoch, daß sie keine Hexe sei und daß sie seine Schwester weder krank noch gesund machen könne. So liessen sie sie endlich gehen.

Christoph Kepler und seine Schwester Margarethe Binder wollten daraufhin eine Verleumdungsklage gegen die Rheinboldin anstreben. Doch, da der Vogt selber durch sein unrechtmäßiges Auftreten in die Sache verwickelt war, verschleppte er die Klage.

Die ganze Sache wurde immer verwickelter und verzwickter, immer mehr Zeitgenossen wurden in den Streit hineingezogen und scheinbar gab es immer mehr Beweise dafür, daß Katharina Kepler eine Hexe sei.
Sie soll einer Frau den Arm verhext haben, daß er lahm wurde, sie soll die Milch der Kuh sauer gemacht haben, sie könne durch verschlossene Türen ins Haus gehen und mehr solchen Unsinn. Immer mehr Leuten fiel plötzlich ein, was sie ihr noch anhängen konnten.



Ihr Verhängnis


Es war schon einmal eine Frau aus der Keplerfamilie der Hexerei angeklagt und auf dem Scheiterhaufen hingerichtet worden, ihre Tante.
Sie hatte Katharina aufgezogen und sie auch in der Kräuterkunde unterwiesen.
Ein Umstand, der wahrscheinlich auch der Wahrheit entspricht, war, daß sie den Totengräber eines Nachbarortes einmal bat, den Totenschädel vom Großvater auszubuddeln. Sie wollte ihn in Silber fassen und ihrem Sohn Johannes als Trinkgefäß schenken. Sie habe das ausgerechnet in einer Predigt gehört, daß es üblich gewesen sei aus den Schädeln der Vorfahren zu trinken.
Das war natürlich für viele ein weiteres Zeichen für Hexenkunst.

Die Anklage wurde immer schwerer und so kam es, daß Johannes Kepler aus der Ferne für seine Mutter einen guten Rechtsanwalt engagierte.
Auch er hatte einen Anteil von "Schuld" daran, daß seine Mutter immer mehr in ernste Schwierigkeiten schlitterte. In jungen Jahren schrieb er während seiner Studienzeit ein Science Fiction Märchen (vor 1600!!!) das stark autobiografische Züge von ihm und seiner Mutter trug.
Das Buch hieß "Somnium" oder auf deutsch "Der Mondtraum".

In dieser Geschichte ging es um eine Reise zum Mond und ein Kräuterhexlein Fiolxhilde. Diese Geschichte entsprang der jugendlichen Phantasie des Johannes Kepler.
Er beschreibt die Verhältnisse auf dem Mond sehr gut und detailliert und noch dazu war Fiolxhilde seiner Mutter auffallend ähnlich.



Territo - Wie man Menschen in Angst und Schrecken versetzt


Die Lage wurde immer schlechter, man munkelte schon über Verhaftung und Folter. Die Geschwister brachten die Mutter nach Heumaden, wo ihre Tochter Margarethe mit ihrer Familie lebte. Sie wollten die Mutter überreden zu Johannes nach Linz zu reisen, dort wäre sie vielleicht sicherer.
Katharina Kepler wollte nicht verreisen. Vielleicht dachte sie, es sehe aus wie eine Flucht und ausserdem sie war ja schon über siebzig Jahre alt. So eine weite Reise war für eine alte Dame sicherlich sehr beschwerlich.
Sie kam bis Ulm, dann drehte sie wieder um, da ein unvorhergesehener Kälteeinbruch kam. Ihr Sohn Christoph bringt sie im Dezember 1616 gegen ihren Willen nach Linz zu seinem Bruder Johannes.
Ein dreivierteljahr blieb sie in Linz bis sie wieder zurück nach Hause reiste.
Die Verleumdungsklage der Geschwister Kepler gegen die Rheinboldin wurde vom Vogt immer noch verschleppt, erst im Mai 1618 gab es eine Zeugenvernehmung.
Es brachte keine Entlastung, im Gegenteil, jetzt wurde sie auf Schadenersatz von 1000 Gulden geklagt, da sie angeblich jemanden krank gehext haben soll. Die Absicht hier war, die Anklage wegen Hexerei in Gang zu bringen.
Am 4. September 1620 war es dann soweit, Katharina Kepler wurde der Hexerei angeklagt. Es gab im ganzen 49 Anklagepunkte gegen sie!



Sie wurde in einem ungeheizten Turm eingesperrt, erst nach schriftlichen Interventionen von ihrem Sohn Johannes wurde sie in einem heizbaren Raum des Stadttores angekettet, bewacht von 2 Wächtern, welche die Familie Kepler aus eigener Tasche zu bezahlen hatte.

Johannes Kepler reiste in dieser Zeit einige Male in seine Heimat um seiner Mutter zu helfen.
Sie war schon fast ein Jahr eingesperrt.

Sie wusste, bei einer Anklage wegen Hexerei gab es kein Entkommen von der peinlichen (wortwörtlich zu verstehn : pein - lichen) Befragung und das war nur der Anfang aller Quälereien. Sie hoffte auf ihren Sohn Johannes.
Dieser unternahm alles, was in seiner Macht stand und schrieb ausserdem noch viele Briefe an hohe Herren und die dortige Gerichtsbarkeit.
Er, als Sohn einer Hexe gebrandmarkt, hatte finanzielle Einbußen und musste zusätzlich für die Haftkosten seiner Mutter aufkommen.
Es hatte ihn auch sehr viel Zeit und Energie gekostet, die zweite Reise dauerte ungefähr ein Jahr.

Im September 1621 zeigte und erklärte man der geschwächten Frau Kepler die Folterinstrumente, man wollte ihr Angst einjagen. Dieses Zeigen und Erklären der Folterinstrumente hieß "Territio". Der Henker war bei dieser Territio auch anwesend. Als nächstes wäre dann die Folter angestanden.
Sie beharrte auf ihrer Unschuld, sie habe niemanden verhext.
Da passierte das Unwahrscheinliche: sie wurde am 3. Oktober 1621 freigesprochen! Die Interventionen ihres berühmten Sohnes zeigen endlich eine Wirkung. Sie durfte aber nicht mehr nach Leonberg in ihr Haus zurückkehren.
Katharina Kepler starb in der Nähe von Heumaden am 13. April 1622.



Seite fertig erstellt ( zufällig ) am 13. April 2002
Text by Niwi


Leonberg
Quellen und Literaturangabe:
Biografie Johannes Kepler von Mechthild Lemke
Biografie Johannes Kepler von Anna Maria Lombardi
VO Geschichte der Astronomie, Uni Wien, Sommersemester 2000

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